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Die "Siebenbürger Blasmusik Stuttgart"



Mit einem F-Bass hat es 1951 angefangen

Mit dem Kauf eines F-Bass-Blasinstruments hat es 1951 angefangen. Balduin Herter und Martin Dressnand führten im Frühjahr erste Gespräche zur Gründung einer Blaskapelle. Sie fanden im Musikhaus Klein in Schwäbisch Gmünd einen gebrauchten F-Bass zu einem günstigen Preis von 180 DM. Er wurde gekauft und bald danach folgten zwei B-Klarinetten und eine Es-Klarinette mit Etui für je 95 DM. Mit einem Zuschuss der Landesgruppe Baden-Württemberg der späteren Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen war es bald möglich, weitere Musikinstrumente auf Raten zu erwerben. Anfang November konnte konkret an die Gründung der Blaskapelle geschritten werden. Am 21. November war es dann soweit und es wurde in der Stuttgarter Gastwirtschaft "Zur unteren Stadt" der "Gründungsbeschluss" von neun Musikanten unterschrieben. Die Kapelle gab sich den Namen "Siebenbürger Blasmusik Stuttgart". Am 22. Januar 1952 wurde protokollarisch festgehalten, dass den Bläsern acht Instrumente zur Verfügung standen, die auf Kredit angeschafft worden waren. Sie hatten einen Gesamtwert von 1027 DM, wofür die Musikanten zu gleichen Teilen aufkommen sollten. Dirigent war Michael Ludwig, Vorsitzender Balduin Herter, Schriftführer, Notenwart und Kassier Martin Dressnandt. Im Hause Dressnandt befand sich auch das Depot des Vereins. Gleichzeitig bemühte man sich auch um gestickte Trachtenhemden, die vom Siebenbürgischen Frauenkreis in München für 40 - 50 DM, je nach Stickmuster, angeboten wurden.

Dem Bericht über die am 8. Januar 1955 abgehaltene Generalversammlung im "Römerkastell" in Stuttgart-Bad Cannstatt, an der 17 Mitglieder teilnahmen, ist zu entnehmen, dass zur Erlangung der Gemeinnützigkeit eine geänderte Satzung angenommen wurde.

Die Auftritte der Kapelle fanden vor allem bei Veranstaltungen der Landsmannschaft in Stuttgart statt. Hierbei spielte die Tanzmusik die wichtigste Rolle da unsere Landsleute eifrige Tänzer/innen sind. 1956 nahm sie am Evangelischen Kirchentag in Schwäbisch Hall teil und marschierte im Festzug beim Cannstatter Volksfest mit. Sie spielte auch wiederholt beim Heimattag in Dinkelsbühl auf und begleitete auch bei Begräbnissen die Trauergemeinde. Es wurden Platzkonzerte gegeben, u.a. auf dem Killesberg oder auf dem Schlossplatz.

Im Rückblick erinnert sich der Vorsitzende Balduin Herter, dass die Kapelle ein wiederholt anvisiertes Vorhaben seinerzeit leider nicht verwirklichte. Er hatte sich besonders 1955 dafür eingesetzt, in das Repertoire etwas mehr "klassische", aus der alten Heimat überlieferte Volksmusik zu übernehmen, um gediegenes Musikgut zu pflegen. Die siebenbürgische Musikliteratur weist z.B. alte Traditionen der Adjuvanten und Turner (Turnmusiker) der dörflichen Laienmusiker auf, die in Städten und Gemeinden Siebenbürgens überall tätig waren. Es wurden früher in der alten Heimat Blasmusikkonzerte veranstaltet, es wurden kirchliche und weltliche Feste der vielen Vereine musikalisch mitgestaltet oder Trauerfeiern umrahmt. Später haben u.a. Johann Lukas Hedwig (1802 - 1849) aus Heldsdorf, Martin Thies (1881 - 1940) aus Wolkendorf, Prof. Helmut Sadler (*1921) aus Streitfort und Karl Wilhelm Fisi (*1926) aus Großpold bleibende Musikstücke geschaffen, um nur eine Auswahl zu nennen.
(gekürzt, nach Balduin Herter, Mosbach/Baden)



Weitere Meilensteine der vergangenen 60 Jahre

Das Probelokal der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart blieb für lange Zeit die Wirtschaft "Zur unteren Stadt", der Ort wo auch die Gründungssitzung stattgefunden hatte. Was hier geleistet wurde, konnte sich im wahrsten Sinne des Wortes hören lassen. 1964 erhielt die Kapelle ein Honorar vom Süddeutschen Rundfunk für die Mitwirkung mit drei siebenbürgischen Tänzen bei der Sendung "Hochzeit in Siebenbürgen", die am 30. September 1964 um 11.30 Uhr zu hören war.

Musizieren war nicht die einzige Möglichkeit im Verein aktiv mitzuwirken. In der alten Heimat leitete gewöhnlich ein Theaterstück eine Winterunterhaltung ein, bei der anschließend dann getanzt wurde. Darauf wollte man nicht verzichten. Also wurde eine Theatergruppe gegründet und im Jahresrhythmus jeweils ein neues Stück einstudiert. Zum Beispiel kamen zur Aufführung: 1964 "Der Etappenhase", 1965 "Der Meisterlügner", 1966 "Der große Preis", 1967 "Die drei Dorfheiligen", 1968 "Der geplatzte Strohwitwer". Im Anschluss an die Theateraufführung spielte gewöhnlich die vereinseigene Kapelle zum Tanz auf.

Die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart ist ihrem traditionellen Repertoire von Märschen, Polkas, Walzer, Ländlern aber auch Evergreens in neuer Bearbeitung treu geblieben. In den späteren Jahren wagte man sich auch an zeitgenössische und anspruchsvollere Musik heran und lies sich die Qualität in Wertungsspielen begutachten. Am 25. April 1999 nahm die Kapelle in Stuttgart-Feuerbach beim Kreismusikfest des Kreisverbandes Stuttgart/Filder am Wertungsspiel teil. Am 27. April 2002 fand wieder ein Wertungsspiel des Blasmusik-Kreisverbandes Stuttgart/Filder in Ostfildern-Kemnat statt an dem die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart in der Mittelstufe "mit sehr gutem Erfolg" teilgenommen hat. Mit der besseren Qualität der Darbietungen stieg auch die Hoffnung auf die Überlebenschancen des Vereins. Nur leider blieben diese Hoffnungen unerfüllt. Blasmusik wird gern gehört, wenn sich der zeitliche Rahmen eingrenzen lässt und kosten sollte sie nur wenig bis gar nichts. So konnten zwar unsere Adjuvanten in der alten Heimat die Erwartungen der Gemeinschaft erfüllen, in unserer neuen Heimat ist der Erhalt von Brauchtum und Tradition weitaus kostspieliger und auf sehr viel mehr Verständnis und Opferbereitschaft derer angewiesen, die darin einen Sinn erkennen und Gefallen daran haben. "Not macht erfinderisch" und als Folge davon brachte das Jahr 2002 einige Veränderungen ins Vereinsleben der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart: Es folgte die Eintragung als gemeinnütziger Verein in das Stuttgarter Vereinsregister, ein Mitgliedsbeitrag wurde eingeführt, es gibt seither aktive und passive Mitglieder und auf Initiative des neuen Dirigenten Hans-Otto Mantsch wurde ein zweites Orchester gegründet, der "Original Karpaten-Express", das sich verstärkt der Unterhaltungsmusik widmen soll, um mit einem abwechslungsreichen Repertoire mehr Publikumsakzeptanz zu erreichen. Das "Große Orchester" konnte sich nun verstärkt der konzertanten Blasmusik widmen. Dieser Aufwand hat sich gelohnt.

2005 konnte der "Original Karpaten-Express" seine erste CD "Neuer Schwung" präsentieren mit der bald auch die ersten TV-Aufzeichnungen in "Andys Musikparadies" entstanden. Am 7. Mai 2006 erreichte das Orchester beim 1. Böhmisch-Mährischen Wertungsspiel in Tübingen-Derendingen das Prädikat "mit sehr gutem Erfolg teilgenommen". Am 13. Mai 2007 wurde bei den 8. Europäischen Meisterschaften der böhmisch & mährischen Blasmusik in Empfingen ein 9. Platz belegt. Seit 2011 ist eine zweite CD "Wenn die Siebenbürger spielen ..." zu haben. Auch diese CD wurde vom SWR4 in der Sendung "Musik aus dem Lande" präsentiert und in "Andys Musikparadies" gab es schon vier Aufzeichnungen.

Ein Höhepunkt im 60jährigen Bestehen der Siebenbürger Blasmusik Stuttgart war sicher die erlebnisreiche Reise nach Kitchener/Kanada und Cleveland/USA im Juni 1996. 2004 besuchte die Kapelle Siebenbürgen und 2007 wirkte der "Original Karpaten-Express" während seiner Siebenbürgenreise auch am musikalischen Programm der europäischen Kulturhauptstadt Hermannstadt mit.